Hoher Angelus

Start: Sulden (1900m)

Ziel: Hoher Angelus Vorgipfel (3200m)

Wegbeschreibung (kurz): Sulden - Düsseldorfer Hütte - Hoher Angelus Vorgifpel - Düsseldorfer Hütte - Sulden

Kennt ihr auch das Gefühl, wenn der Herbst kommt, es das erste Mal schneit und ihr eigentlich noch nicht an die Wintersaison denken wollt, der richtige Schnee kommt doch erst später und bis Skitouren Spaß machen dauert es noch einige Monate, die Bergschuhe in den Schrank stellen kommt aber auch noch nicht wirklich in Frage. Das ist die Zeit in der einem manches Mal noch die schönsten Touren gelingen. Die Luft ist zwar kalt, doch das macht sie zugleich auch wunderbar klar und ermöglicht eine Fernsicht, wie sie im Sommer nur möglich ist, wenn es vorher mehrere Tage geregnet hat und man ganz früh am Morgen unterwegs ist. An einem solchen Herbsttag ist es ein reiner Genuß am Morgen aufzustehen und deshalb machen wir uns um 7 Uhr auf in die Berge. Diesmal gehts nach Sulden, wir wollen vor dem Winter noch einen ordentlichen 3000er machen, so der Plan ;) Wir fahren bis nach Sulden und biegen an einem Hinweisschild Parkplatz Düsseldorfer Hütte ab. Nach wenigen Metern parken wir das Auto, schultern den Rucksack und marschieren taleinwärts. Zunächst geht es durch den Wald und bald darauf über Weisenhänge zur Düsseldorfer Hütte. Der Blick zurück lässt Königsspitze, Zebù und Ortler bereits in der Morgensonne erstrahlen.

König Ortler Zebru Blick vom Weg vor der Düsseldorfer Hütte zu König, Zebrù und Ortler

Nach ca. 2h erreichen wir die Düsseldorfer Hütte (2721m). Es hat doch ganz ordentlich geschneit und es hat auch eine anständige Kälte. Auf dem Gipfel sollen es an die -10°C haben. Der Winterraum in der Hütte ist mit zwei Schlafsäcken besetzt und eine Spur führt im frischen Schnee nach osten. Wahrscheinlich werden wir gleich in der Vertain-Nordwand einige Eiskletterer zu sehen bekommen. Wir folgen der Spur bis auf eine Höhe von ungefähr 2850m, was uns das Stapfen im Pulverschnee erheblich erleichtert. Die Spur führt nun nach Süd-Ost in Richtung Vertain-Nordwand, wir bleiben aber auf unserem Kurs nach Osten un erreichen wenig später die Ausläufer des Grats. Im steileren Gelände und ohne Spur wird das Stapfen nun etwas anstrengender. Immer wieder tritt man ins leere oder bewegliche Steine. Der Grat ist nach Süd-Ost ausgerichtet, weshalb er nicht viel Sonne abbekommt und deshalb mit ca. 30cm Pulverschnee bedeckt ist.

Grat Hoher Angelus Schneestapfen kurz vor dem Grat des Hohen Angelus

Wir kommen nach 1h auf eine Schulter an der das Gelände steiler wird (ca. 3000m), irgendwo hier sollte angeblich die durch ein Stahlseil gesicherte Passage sein, doch wir haben sie noch nicht gefunden. Nach kurzem Umsehen erkennen wir den Anfang jedoch einige Meter entfernt. Stöcke werden gegen Pickel getauscht und mit einer Hand am Stahlseil geht es weiter den Grat hinauf. Durch das Stahlseil als Führung kommen wir nun schneller voran und erreichen wenig später (ca. 30 Minuten) den Ausstieg aus der abgesicherten Passage. Zunächst wird das Gelände aber aufgrund des Pulverschnees nicht leichter. In der leichten Blockkletterei müssen wir ständig nach Griffen, Tritten und dem Weiterweg suchen. Wir sind auf ca. 3100m, weiter oben scheint der Grat etwas flacher zu werden und wir hoffen, dass dort die Schneeverhältnisse besser werden. Nach weiteren 30 Minuten entscheiden wir uns auf einer Höhe von ca. 3200m die Tour abzubrechen, weil es bereits Mittag ist und wir nicht genau abschätzen können wie lange wir für den Anstieg noch benötigen und wie lange der Abstieg in Anspruch nehmen wird. In einer flacheren Stelle des Grats finden wir einen größeren Stein, der uns als Rastplatz dient. In der Sonne sitzend genießen wir unser Proviant und scherzen, dass es am Gipfel wohl kaum schöner sein könnte. Nach einer Weile begeben wir uns auf den Abstieg, der am Ende durch die existierende Spur sehr viel schneller als der Aufstieg erfolgt. Am späten Nachmittag erreichen wir das Auto in Sulden und Blicken auf eine Tour zurück, die von keinem Gipfel gekrönt war, aber trotzdem sehr schön war und uns in guter Erinnerung bleiben wird.

Grat Hoher Angelus Abstieg über die verschneite und mit einem Stahlseil gesicherte Passage des Angelus Grats

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