Königspitze

Start: Parkplatz Rifugio Forni (2170m)

Ziel: Königspitze (3851m)

Zeitaufwand: ca. 1,5 Stunden auf die Pizzini Hütte, von dort ca. 4 Stunden auf den Gipfel

Wegbeschreibung (kurz): Parkplatz Rifugio Forni (2170m) - Valle di Cedèc - Pizzini Hütte (2700m) - Vedretta del Gran Zebru (3000m) - Königsjoch (3293m) - Königsspite (3851m)

Der wenige Schnee in den Wintern der letzten Jahre hat zur Folge, dass die Schwierigkeiten der Besteigung bestimmter Gipfel im Alpenraum deutlich zunimmt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Saison für die Besteigung der Königspitze immer früher beginnt und von immer kürzerer Dauer ist. Zusätzlich steigt die Steinschlaggefahr im Tagesverlauf schneller an, da der wenige Schnee dem lockeren Gestein nur mehr bedingt Halt bietet.

An einem Juni-Wochenende wollen wir die Königspitze besteigen und fahren dafür an einem Freitag Nachmittag mit dem Auto über das Stilfser Joch nach Bormio und von dort nach Santa Caterina di Val Furva, von wo aus wir uns zu Fuß zur Pizzini Hütte begeben. Außer uns sind noch einige Seilschaften in der Hütte, die dasselbe Ziel haben. Um dem großen Treiben etwas zu entgehen (Steinschlag!) bitten wir den Hüttenwirt uns ein Thermosfrühstück zuzubereiten. Bereits um 02.30 Uhr wird aufgestanden, gefrühstückt und um 03:00 Uhr machen wir uns auf zur Besteigung dieses großartigen Gipfels der Ortlergruppe. Nach ca. 1 Stunde Marsch, bei dem wir kurzzeitig aufgrund der Dunkelheit den Pfad verlieren, erreichen wir den Gletscher und seilen uns an. Über den Gletscher steigen wir problemlos ohne auch nur eine Spalte zu entdecken zum Fuße der Rinne auf, die zum Königsjoch führt. Es ist jetzt 04:30 Uhr und es beginnt zu Dämmern. Das Seil packen wir nun wieder weg. Aufgrund der Steilheit des Geländes ist die Mitreißgefahr am Seil zu groß also beschließen wir die restliche Tour seilfrei zu gehen. In der Rinne stellen wir erstaunt fest, dass die Ausaperung bereits ein größeres Ausmaß angenommen hat als erwartet. Beim Abstieg ist an dieser Stelle mit größter Vorsicht auf Steinschlag zu achten. Im Aufstieg ist die Rinne aber noch kein Problem und so stehen wir um ca. 05:00 Uhr am Königsjoch und können kurz darauf aus der Süd-Ostflanke den Sonnenaufgang bestaunen.

Sonnenaufgang Süd-Ostflanke Königspitze Kurz vor Sonnenaufgang in der Süd-Ostflanke der Königspitze

Sonnenaufgang Süd-Ostflanke Königspitze Sonnenaufgang in der Süd-Ostflanke der Königspitze

Nach dem Königsjoch geht es nun sehr steil in der Süd-Ostflanke nach oben. Die kühlen Temperaturen der Nacht haben den Firn durchfrieren lassen, was uns nun den Aufstieg erleichtert. Allerdings wird sich der Schnee, der das Eis hier bedeckt am Vormittag in einen rutschigen Matsch verwandeln. In der Mitte der Flanke tritt bereits teilweise das Blankeis hervor. Entgegen anderer Jahre, wo sich die Steigspur im Zick Zack die Flanke hochschlängelt, verläuft sie in diesem Jahr am linken (südlichen) Rand der Flanke entlang der Felsen. Nach dem Steilstück der Flanke flacht das Gelände wieder etwas ab, bevor es sich dann anschließend noch steiler aufbäumt. Für das letzte Steilstück zum Gipfel bieten sich uns zwei Möglichkeiten in Form von zwei Schneerinnen eine weiter rechts (südlich) in nahezu direkter Linie zum gipfelkreuz und eine weiter rechts, wo uns im Anschluss ein längerer spitzer Firngrat erwartet. Wir entscheiden uns für die erste Variante, auch wenn diese im Mittelteil einen felsriegel von ca. 5m aufweist. In der Rinne stellt sich dann heraus, dass der Fels brüchiger ist als erwartet. Ein Umkehren würde uns jetzt aber zu viel Zeit kosten, also klettern wir in sehr kurzem Abstand drüber hinweg. Im Anschluss haben wir teilweise Firn und teilweise Eis durch das wir uns die letzten Meter zum Grat arbeiten.

Aufstieg Königspitze Steiler Anstieg in teilweise brüchigem Fels und Eis kurz unterhalb des Gipfels der Königspitze

Dort treffen wir mit einem Bergführer und seinem Gast zusammen, die wohl etwas später von der Hütte gestartet sind, im Schlussanstieg aber die rechte Route gewählt haben und deshalb aufholen konnten. Wenig später stehen wir dann um ca. 07:00 Uhr am Gipfel und genießen die Sonne und den Ausblick - wir haben Traumwetter.

Gipfel Königspitze Am Gipfel der Königspitze

Für den Abstieg entscheiden wir uns für die andere Route, dafür gehen wir zunächst ein längeres Gratstück und steigen dann steil durch durchgängigen Firn auf das Flachstück ab, bevor es über die Süd-Ostflanke, das Königsjoch und die Rinne zurück auf den Gletscher geht. Für den Abstieg vom Gipfel zur Hütte benötigen wir ca. 3 Stunden.

Abstieg Königspitze Steiler Abstieg von der Königspitze

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